Während der Krebserkrankung fühlen sich Betroffene und Angehörige oft hilflos. Jeder entwickelt andere Strategien damit umzugehen. Ich habe begonnen, mich ausführlich mit dem Thema Krebs zu beschäftigen. Das gab mir ein Gefühl der Sicherheit.
Als Redakteurin im Gesundheitswesen saß ich an der Informationsquelle. Wir haben uns darauf geeinigt, dass mein Mann fürs Gesundwerden zuständig ist und ich für das Know-How, zum Beispiel für die Beipackzettel, in denen mögliche Nebenwirkungen genannt wurden. Damit war uns beiden geholfen. Mir, weil ich ihn unterstützen konnte, statt mich hilflos zu fühlen und ihm, weil er sich auf die positive Wirkung der Medikamente konzentrieren konnte, ohne sich zu viele Gedanken zu machen. Einmal habe ich über eine Chemo herausgefunden, dass sie den Kaliumspiegel senkt, und dass der Verzehr von Bananen während der Infusion dagegen helfen kann.
Außerdem habe ich unsere Ernährung umgestellt. Wir haben viele Lebensmittel zu uns genommen, die als krebshemmend gelten und das Immunsystem stärken: Beeren, Brokkoli, grüner Tee, Knoblauch, Soja, Tomaten usw. Es gab zweimal täglich warmes Essen und mehrmals am Tag gesunde Snacks. Wenn wir eine Auszeit brauchten, gab es Pizza und Co. So hat der Genussfaktor nicht gelitten. Auch davon haben wir beide profitiert. Mein Mann hatte erstaunlich gute Blutwerte und hat lange Zeit sein Gewicht halten können. Ich hatte das Gefühl, ihm beim Gesundwerden helfen zu können.
Mir war es wichtig, ihn so oft es ging in die Klinik zu begleiten. Manchmal konnte ich gar nicht glauben, dass wir auf einer Onkologiestation waren, wenn wir oder andere Patienten Späße gemacht und rumgealbert haben. Humor hat dabei geholfen, die Anspannung zu lösen. Dabei zu sein hatte die Vorteile, dass ich immer auf dem Laufenden war, wir zuhause bei den Kindern nicht ständig über seine Erkrankung sprechen mussten und uns dem Alltag widmen konnten. Und wir haben dadurch mehr Zeit zusammen verbracht, kostbare Zeit.
Ehrlich gesagt war ich besser im Helfen als im Hilfe annehmen. Mir war die Doppelrolle der Helfenden und Hilfesuchenden nicht immer bewusst. Zum Glück gab es ungebetene Hilfe von Menschen, die uns Zeit und Zuneigung schenkten: Nachbarn und Bekannte, die unsere Kinder eingeladen haben; die Fahrdienste angeboten haben; die Kuchen oder andere Köstlichkeiten vorbeigebracht haben; die für uns den Schnee weggefegt haben; die die Gartenhecke geschnitten haben. Großeltern, die die Kinder gehütet und uns zum Essen eingeladen haben, verständnisvolle Arbeitskollegen und Vorgesetzte. Mein Rat ist es, jede Hilfe anzunehmen um Kraft und Zeit zu sparen und auch andere um Hilfe zu bitten. Oft sind sie froh, wenn sie helfen können…
Genesungswünsche, aufmunternde Worte oder Anerkennung für unsere Umgehensweise mit der Krebserkrankung haben uns Kraft gegeben. Weniger hilfreich fand ich es, wenn Mitmenschen in Tränen ausbrachen, als sie von der Diagnose hörten, oder ungebeten ihre Skepsis über Heilungschancen kundtaten.
Zu dem Thema Helfen und helfen lassen informiert der Krebsinformationsdienst unter:
https://www.krebsinformationsdienst.de/leben/krankheitsverarbeitung/angehoerige.php
Infos des Krebsinformationsdienstes zu Ernährung gibt es unter: https://www.krebsinformationsdienst.de/behandlung/ernaehrung-therapie-index.php
Wissen schafft Mut: Eine persönliche Krebsberatung bietet die Deutsche Krebshilfe an:
https://www.krebshilfe.de/helfen/rat-hilfe/ihre-persoenliche-beratung-dasinfonetzkrebs/
Foto: pixabay
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