Wenn ich zum Arzt ging, fragten mich die sonst sehr aufmerksamen Sprechstundenhilfen oft als Erstes, wie es meinem Mann geht. Das ist mir damals gar nicht aufgefallen: Ich wurde nicht als Patientin wahrgenommen, sondern als Angehörige eines Krebspatienten!
Das war sicherlich nicht böse gemeint. Es veranschaulicht allerdings wie es einem ergeht, wenn ein Familienmitglied krebskrank ist. Als Angehöriger gerät man schnell in den Hintergrund.
Meine Antwort war oft, dass es ihm zurzeit gut geht und dass ich sonst nicht herkommen würde. Auch das ist erstaunlich, wurde mir allerdings erst später klar: Ich wurde nur krank, wenn ich es mir „erlauben“ konnte. Und selbst dann nahm ich meine „Wehwehchen“ nicht allzu ernst.
Zum Glück ist es mir in anderen Situationen mit Arbeitskollegen, Bekannten, Freunden und Verwandten anders ergangen. Das ist leider nicht selbstverständlich. Deshalb möchte ich Angehörige genauso aufrütteln wie ihr Umfeld. Wer nicht mehr gesehen wird, läuft Gefahr, sich selbst auch nicht mehr wahrzunehmen. Das bedeutet, sich ständig zu überfordern und nicht gut für sich zu sorgen. Außerdem staut sich Unzufriedenheit auf. Das kann zu physischen und psychischen Problemen führen.
Darum ist es wichtig, seine Bedürfnisse und seine Selbstfürsorge nicht aus den Augen zu verlieren. Und regelmäßig sich und die anderen daran zu erinnern: Ich bin auch noch da!
Foto: pixabay
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