Warum sind manche Angehörige von Krebspatienten handlungsfähiger als andere Betroffene? Warum stufen sie ihre Befindlichkeit der emotionalen Belastung schlechter ein und sind dennoch besser in der Lage, ihren Alltag und ihre Beziehungen „gut“ zu gestalten, obwohl „die Hütte brennt“?
Vermutlich weil sie über mehr Bewältigungsstrategien verfügen und/oder mehr Selbstfürsorge verfügen. Woran liegt das?
Sie sind vielleicht krisenerprobter. Und können alte Strategien auf ihre jetzige Situation übertragen und anwenden.
Vielleicht haben diese Menschen auch einen besseren Zugang zu ihrer Selbstfürsorge. Wer sich selbst im Blick hat, sorgt dafür, dass es ihm gut geht. Das bedeutet eigene Gefühle und Befindlichkeiten wahr zu nehmen, ernst zu nehmen und in seinem Handeln zu berücksichtigen. Dann ist man in einem guten Kontakt zu sich, zu seinen Gefühlen und seinem Körper. Zur Selbstfürsorge gehört zum Beispiel, dass man einem Sport nachgeht, Hobbys ausübt, soziale Kontakte pflegt und generell achtsam mit sich umgeht.
Das alles kann man lernen. Hier können beispielsweise psychosoziale Gespräche mit Psychoonkologen und Achtsamkeitsübungen ansetzen. Menschen, denen bewusst wird, dass sie zwar nicht selbst erkrankt sind, und trotzdem darunter leiden, weil sie Angst um den Angehörigen haben, sich um die gemeinsame Zukunft sorgen usw., können mit den Herausforderungen besser umgehen, wenn sie für sich sorgen, ihre eigenen Bedürfnisse erfüllen und sich wenn nötig abgrenzen.
Das ist kein Egoismus, sondern ein gesunder Umgang mit sich selbst. Nur wer selbst gut für sich sorgt, kann auch für den anderen sorgen. Selbstfürsorge stärkt uns und macht uns handlungsfähiger.
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